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Dienstag, 17. Dezember 2013

Kind und Kunst

Meine Lieben,

der aufmerksame Zuschauer hat registriert: Wir machen Pause.

Wieso? 

Weil ich, Regie und Leitung in einer Person, zum zweiten Male schwanger bin, und nun auch noch mit Zwillingen.

Schon beim ersten Kind hatte ich eine Theaterpause verordnen müssen, um mich auf Arbeit und Studium und das Ausbrüten konzentrieren zu können.

Es liegt mir am Herzen, mich nun dem Thema "Kind(er) und Kunst" zu widmen.

Dazu bedarf es der Differenzierung zwischen verschiedenen Ausgangsmomenten.

Moment 1: Du bist professionelle Künstlerin und bereits mitten im Geschäft, also verdienst auch tatsächlich Geld mit deiner Kunst.

Moment 2: Du bist professionell (also zu Ende ausgebildete) Künstlerin und hast weder feste Engagements, noch gut laufende freiberufliche Projekte am Start. Demnach musst du auch Jobs machen, die kunstfrei, oder eher kunstfern sind, oder im administrativen Bereich liegen.

Moment 3: Du bist Laie oder semi-professionell arbeitender Künstler, hast also keine oder eine andere Ausbildung/Studium, meistens wohl im geisteswissenschaftlichen Bereich. Theoretisch besteht auch hier die Möglichkeit, dass du trotz der fehlenden Ausbildung gute Projekte und Jobs machst, oder leider nur zusätzlich zum "Brotjob" Kunst machst.

Ich selber absolviere derzeit meinen Bachelor in Kulturwissenschaften und arbeite (gerne und gut versorgt) in einem großen Unternehmen.

Zum Punkt kommend:

Wenn du das Glück hast, Ausbildung und Berufsjahre erfolgreich geschafft zu haben, also tatsächlich schon von der Kunst lebend (und in der KSK geführt) zu sein, dann: Glückwunsch ! Für die optimale Gestaltung deines weiterführenden Berufslebens, nach der Elternzeit, die beste Vorraussetzung.
Leider. Frauen im Kunst- und Kulturgewerbe sind starker Konkurrenz unterlegen. Mal eben ein oder zwei Jahre auszufallen, kann dazu führen, dass der Anschluss nicht mehr gegeben ist. Und Frau sich von der reinen Kunst abwenden muss.

Dazu kommt, dass die Arbeitszeit in der Kunst, egal welche Sparte, nicht von morgens um 9 bis nachmittags um 5 strukturiert ist. 


Das alleine führt schon dazu, dass die Künstlerin theoretisch NUR schwanger werden kann, wenn Sie weiß, dass Ihr Mann einen 9to5-Job hat, der dann auch gerne gut bezahlt ist, so dass er diese willkürlichen Arbeitszeiten überbrücken kann.

Ist das zufriedenstellend für die freidenkende Frau....? Nee.

Hat man das Glück, beispielsweise als freiberuflichen Regisseurin, auch nach dem Elternjahr Projekte zu leiten, besteht die Möglichkeit, den Proben- und Zeitplan individueller einzustellen. Aber das ist echte Glückssache. Aus eigener Beobachtung habe ich aber schon lebende Fälle erlebt, wo es funktioniert. Und die Kinder gut geliebt und versorgt sind.

Ich kann zwar Proben und Aufführungen eigenständig organisieren, und habe einen liebenden Mann, der erträgliche Arbeits- und Studienzeiten hat, aber, es kommt ja immer was dazwischen.

Mein Kind beispielsweise, ist jetzt 2 1/2 Jahre und reagiert allergisch auf unseren Probenraum. Mama ist quasi nicht verfügbar. Und die netten Menschen fangen wie aus dem Nichts an zu schreien, heulen, lachen, oder sonstwas. Voll schizo. 

Also ist es für mich nicht möglich, es dabei zu haben und es mal eben ein bißchen was lesen, spielen zu lassen. Zumal meine Aufmerksamkeit der Probe gegenüber dadurch natürlich nicht ausreicht.

Im letzten Jahr habe ich es geschafft, einen 40h-Job nachzugehen, die Proben und Aufführungen zu machen, und mein Studium zu machen, WEIL mein Mann für den Kleinen gesorgt hat. 

Meine Großtante ist seit langem Chromitglied am Weimarer Theater. Sie hat eine Tochter, und war schon damals alleinerziehend. Die Kleine war 12h in der Kita, und die Mama hat glücklich gesungen. Glücklich? Im Künstlerischen Sinne bestimmt, sie konnte ihr Ding machen, aber die Familie hat darunter gelitten. Das ist schlecht.

Andersherum kenne ich Schauspielerinnen, die sich nach angefangener oder absolvierter Ausbildung durch das/die Kinder nicht an ihrem aufsteigendem Stern festhalten konnten. Entweder steigen sie Jahre später nochmals ein, und schaffen dann mit großer Mühe größere Sprünge, oder sie verdingen sich in anderen Bereichen. Auch suboptimal.

Ich habe hiermit ein Potpourri eröffnet, aus verschiedenen Beispielen.

Es gibt natürlich noch hundert weitere. Was aber mir persönlich, für meinen eigenen beruflichen Weg wichtig ist:

Erst die Familie. Dann die Kunst. Und dann das Leben.

Ich muss damit den Abstrich machen, nicht noch weitere Regieassistenzen in 10 Städten mit begnadeten Regisseur(inn)en zu machen. 

Bin aber mit meiner Mutterrolle sehr glücklich. Und brauche meine Kunst. Und möchte auch Geld verdienen, ja, tatsächlich auch mehr Geld als 1500 netto im Monat.

Andersherum bleibt der Künstlerin, die wirklich FREI und SCHAFFEND sein will, nicht viel Wahlmöglichkeit. Dann lautet die Entscheidung GEGEN die Familie. Und vielleicht mit 35 neu darüber nachzudenken, ob man ein Kind will. Und hey, das ist so. Und völlig ok.

Ich hatte eingangs, die verschiedenen Ausgangsmomente für schwangere Künstlerinnen dargestellt, und bin, frecherweise, nur auf einen konkret eingegangen. Warum? Weil beide anderen vergleichsweise schlecht und abhängig von den individuellen Lebensfaktoren der werdenden Künstlermami abhängt. Und ob diese überhaupt etwas anderes, als Ihre Kunst machen KANN bzw. WILL... Dazu bedarf es einer zusätztlichen Beleuchtung, auf die ich gerne in einem nachfolgenden Post eingehen will. Soviel erstmal dazu...

Was meint Ihr dazu?

Wie ist das bei euch?

Liebste Grüße aus der Bruthöhle.


Weiterführender Link zum Thema:

http://www.agd.de/mutterschaftsgeld-von-der.html

und sonst  gibts im Netz nicht viel zu lesen über das Dilemma "Kind und Kunst"

Weil es entweder läuft, oder Frau abhängig wird von Alg1, 2 oder sonstigen Geschichten...

Da gibt es noch viel nach- und umzudenken !

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